Hannl

PLATTEN-REINIGUNG

Seit einiger Zeit werben Verkäufer von gebrauchten Platten immer wieder gerne damit, daß sie ihre Ware vor dem Verkauf reinigen (mach’ ich ja auch!). Hört sich erstmal gut an, ist es aber nach meiner praktischen Erfahrung nur in den seltensten Fällen. Woran liegt das? Grund für einen kleinen Exkurs in Sachen Plattenreinigung.
Platten kann man theoretisch mit allem möglichen reinigen: mit ’nem nassen Lappen bis zur sündhaft teuren speziellen Profi-Reinigungsmaschine und natürlich sämtlichen Spielarten dazwischen. Die Frage ist, was will ich damit erreichen? Gemessen an dem, was ich in den letzten Jahren so an gebrauchten Platten erhalten habe, scheint der Hauptzweck der Reinigung für die meisten Verkäufer nur in einem möglichst guten optischen Zustand zu bestehen – „Hauptsache sieht gut aus!“

Akustisch bringt das leider in den meisten Fällen so gut wie nichts. Woran liegt das? Zum einen daran, dass die meisten Waschmaschinen im Grunde wie Plattenspieler aufgebaut sind: man legt die Platte drauf, verteilt die Reinigungsflüssigkeit mit speziellen Reinigungsbürsten über die ganze Scheibe und saugt sie anschließend mit einer Art Minisauger wieder ab. So funktioniert fast alles von Clear Audio, Hannl über Keith Monks, Lautlos, Loricraft, Moth, Music Hall, Nessie, Okki Nokki, Opera Audio, Project bis zu VPI. Dafür kann man locker zwischen 400.- und 4000.- Euro auf den Tisch des jeweiligen Herstellers legen. Ein überzeugendes Ergebnis habe ich aber von so einer Maschine noch nicht gehört! Denn bei dieser Methode wird der Dreck schließlich nur mehr oder weniger großflächig verteilt. Für eine Tiefenreinigung der Rillen ist der Andruck der Reinigungsbürsten anscheinend zu gering und das Gebläse meist zu schwach, um neben der Flüssigkeit auch den Dreck mit abzusaugen. Im Ergebnis sieht die Platte zwar sauber aus, knistert und knackt aber häufig genau wie zuvor, weil sich der hartnäckige Schmutz halt immer noch in den Rillen befindet, nur jetzt anders verteilt.

Knosti
Knosti Disco-Antistat
Gläss
Gläss Vinyl Cleaner

Die andere Methode reicht von der billigen Knosti-Handreinigung („Maschine“ ist für die Wanne ein wirklich zu hochtrabender Begriff) bis zum sündhaft teuren Gläss Vinyl Cleaner. Der Unterschied: hier stehen die Platten senkrecht, womit Reinigungsflüssigkeit und Dreck von der Platte ablaufen können. Das erscheint mir allemale sinnvoller und vom akustischen Ergebnis deutlich überzeugender als die Flachreinigungsmethode. Der Vinyl Cleaner arbeitet zusätzlich noch mit Ultraschall, doch dazu später. Übrigens, vergesst die teurere Variante der Knosti mit der Handkurbel an den Labelschonern. Das ist völlig witzlos! Die Ergebnisse der einfachen Ausführung sind entschieden besser!!
In beiden Fällen wird das Ergebnis aber ganz entscheidend von der Qualität der Reinigungsflüssigkeit beeinflusst. Wer glaubt, das x-te Filtrat schon seit einem Jahr benutzter Brühe immer noch recyceln zu können, darf sich über die Resultate nicht wundern. Je frischer die Reinigungsflüssigkeit, desto besser ist das Ergebnis, was natürlich die Frage aufwirft, wozu brauche ich dann noch die teure Waschmaschine?
Ehrlich gesagt, keine Ahnung! Bei entsprechenden Mengen zu reinigender Platten – z.B. in einem Plattenladen – ist das natürlich etwas bequemer. Andererseits braucht so eine Maschine pro Platte mehr oder weniger so lange wie im Handbetrieb. Lediglich die Trocknungszeiten entfallen.

Ultraschall-Reinigungsmaschine
Ultraschall-Reinigungsmaschine

Die  Ultraschallreinigung kennen zumindest alle Brillenträger: Das verschmierte Nasenfahrrad kommt in ein Ultraschallbad beim Optiker und wie neu wieder heraus. Der ganze Dreck ist wie weggeblasen. Funktioniert im Prinzip auch bei Schallplatten und das Ergebnis ist durchaus hörenswert, kostet aber in Größen, die für LPs geeignet sind, auch locker zwischen 300.- und 1200.- Euro. Alle diese Behälter sind dabei NICHT für Schallplatten gemacht, was bedeutet, daß man die Platten von  Hand drehen muß, damit alle Stellen gereinigt werden – unpraktisch! Allerdings halte ich die 2450.- Euro Kaufpreis für den oben erwähnten Gläss Vinyl Cleaner auch nicht gerade für ein Schnäppchen! Ich habe zwar selbst inzwischen so ein Teil. Spart bei vielen Platten natürlich Zeit. Aber die Ergebnisse sind wie bei den anderen Maschinen leider nur durchwachsen. Hartnäckiger Dreck wird meistens nicht entfernt und die Ergebnisse in den Ein- und Auslaufrillen sind in der Regel unbefriedigend (weil diese Stelle von den rotierenden Bürsten kaum erfasst werden). Wie bei den Flachreinigern entwickeln die Reinigungsbürsten zu wenig Druck, um bis in die Tiefen der Mikrorillen vorzudringen und anscheinend ist der Ultraschall zu schwach, um das auszugleichen. Auch wiederholte Durchgänge ändern daran wenig. Für befriedigende Ergebnisse muss ich immer wieder Platten mit der Hand nachreinigen. Aber zugegeben erspart mir die Gläss schon einiges an Zeit, da ich während der Reinigung und Trocknung etwas anderes machen kann und bei normal verdreckten Platten kann sich das Ergebnis absolut sehen und vor allem hören lassen. Ob man sich am Ende für die Gläss oder einen Flachreiniger entscheidet, ist damit eher eine Geschmacksfrage. Flachreiniger benötigen etwas mehr Platz. Akustisch muss man bei allen Schallplatten-Reinigungsmaschinen mit Kompromissen leben und außer der guten alten Knosti sind alle Plattenwaschmaschinen ziemlich teuer für ihre Ergebnisse.
Da auf diesem Feld bestimmt jeder seine eigene Philosophie hat, würde ich mich über Feedback freuen! Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?