Lee Fields & The Expressions

LEE FIELDS GAB SICH DIE EHRE

Lee Fields gab im Mai ein paar kleine, kaum beachtete Konzerte in Europa, aber wer wie ich da war, hat einen der letzten großen Deep-Soul-Sänger gehört! Der 1951 in North Carolina geborene Fields stammt aus dem Stall des Daptone-/Truth & Soul-Labels von Gabriel Roth und Neal Sugarman und ist neben Charles Bradley und Sharon Jones der dritte Künstler, der nach langen Jahren der Orientierungslosigkeit bei dem Label aus Brooklyn eine neue Heimat und vor allem verständnisvolle Mitstreiter gefunden hat. Daptone Records ist derzeit auf dem besten Wege, die legitime Nachfolge von Stax Records anzutreten.

Lee Fields - Let's Talk It Over
Let’s Talk It Over (Orig. 1979)

Die Parallelen sind unverkennbar: Eine weiße Plattenfirma, die ausschließlich schwarzen R&B und Soul produziert und deren diverse Studio- und Live-Backing-Bands aus ausschließlich weißen Musikern bestehen, die aber den perfekten Background für die exzellenten schwarzen Sänger liefern. Obwohl die Musiker kaum die 30 Jahre überschritten haben, klingen sie, als hätten sie seit 50 Jahren nichts anderes als Soul-Musik gespielt.

Lee Fields & The Expressions
Lee Fields & The Expressions

Lee Fields’ erste musikalische Versuche waren Ende der 60er Jahre als James Brown Impersonator. Seine erste Single „Bewildered“ (inzwischen als Bonus-Track auf dem Deluxe-Reissue seines ersten Albums „Let’s Talk It Over“) ist noch ganz im Stil des großen Vorbilds. Die ersten drei Vinyl-LPs (daneben gibt es neben unzähligen Singles noch eine unübersichtliche Anzahl an privaten Kassetten- und CD-Veröffentlichungen) orientieren sich dann vorwiegend am typischen James Brown & The JB’s-Funk-Stil der 70er Jahre. Auch seine 2.LP für Desco, dem Vorläufer-Label von Daptone, ist noch ganz in diesem Stil. Mit „My World“ und vor allem dessen Nachfolger „Faithful Man“ erfolgt dann der Wandel zu klassischem 60’s Deep Soul und hier zeigt sich erst die ganze Klasse von Lee Fields.

Stimmlich absolut vom Feinsten überzeugt er außerdem mit gekonnten James-Brown-Bühneneinlagen von schnellen Tanzschritten, Drehungen und plötzlichen Stops. Immer in völligem Einklang mit seinen Expressions, die eine jederzeit kompetente und authentische musikalische Unterstützung bieten. Lee braucht ganze zwei Stücke, um sein Publikum in seinen Bann zu schlagen. Nach etwas über einer Stunde wird der Meister nach einer Höllenversion von „Faithful Man“ (für eine andere Live-Version beim Bumbershoot Festival in Seattle/WA 2012 den link klicken) zwar schon wieder stilecht von seiner Band verabschiedet, aber was in der kurzen Zeit an Power und Emotionen von der Bühne kam, stellt die meisten Auftritte wesentlich jüngerer Kollegen locker in den Schatten. Unbedingt vormerken für’s nächste Mal: eine Pflichtveranstaltung für alle Fans klassischer Soulmusik!!

 

Ansonsten gibt’s Musik von LEE FIELDS hier: Lee Fields (die meisten LPs können kurzfristig besorgt werden!)