Kula Shaker, neben The Soundtrack Of Our Lives aus Schweden DIE beste Psychedelic-Pop-Band der 90er Jahre, ist 6 Jahre nach ihrem letzten Album „Pilgrim’s Progress“ wieder zurück mit einem neuen Album, das nicht zufällig an ihr äußerst erfolgreiches Debut „K“ von 1996 anknüpft. Der Titel „K 2.0“, das herrlich psychedelische Cover und auch die Musik weisen jede Menge Reminiszenzen zum berühmten Vorgänger auf. Vor allem ist der Band um Mastermind Crispian Mills aber eine Reihe von super-eingängigen Pop-Hymnen gelungen, die selbst die Gallagher-Brüder von Oasis neidisch machen dürften.
Das geht sofort los mit dem Opener „Infinite Sun“, der das ganze musikalische Programm der LP in einem Stück zusammenfasst: Psychedelischen Rock mit Sitar und cleverem Songaufbau (für das Promo-Video bitte hier klicken: Infinite Sun ). Davon gibt’s auf der ganzen Platte reichlich. Über fröhlichem Gitarrenpop singen Kula Shaker vom Tod der Demokratie („Death Of Democracy“), was man auch als Kommentar zur derzeitigen Lage in Griechenland verstehen kann:
300 men of Sparta fought
With sandals on their feet
Now they’re selling
Sneakers on the corner of the street
Und das vordergründig naive „Love B(With You)“ (für Video link klicken) mausert sich dank solcher Zeilen zum besten (und eingängigsten) Song der ganzen Platte:
Darling, when you trip and stumble
Feel that spirit in your heart,
Oh, don’t give in to the hatred,
No, don’t tear yourself apart
Let love be with you
‘Cos you know what it’s all about
You can never put the fire out
Now this time we sink or swim together
Come together!
Gerade bei diesen beiden Songs fällt die politische Haltung einer Band auf, die früher immer als unpolitisch gescholten wurde. Man mag Crispian Mills immer noch für naiv halten, aber was kann man dem derzeitigen täglichen Wahnsinn sonst entgegenhalten als „Love B (With You)“? Der Track soll verdientermaßen demnächst auch als Single ausgekoppelt werden. „Here Come My Demons“ macht sich auf die Suche nach den eigenen Dämonen und kommt zu dem Schluß „I see only myself“!
Das Bob Dylan/Tom Petty-mäßige „33 Crows“ leitet die B-Seite mit einem bittersüßen Song über eine zerbrochene Beziehung ein, während bei „Oh Mary“ (What You Done) noch etwas Hoffnung besteht, auch wenn sie von einem anderen schwanger ist. Alle diese Songs sind so eingängig, dass man sie schon nach zweimaligem Hören problemlos mitpfeifen kann. Das ist der Vorteil langer kreativer Phasen zwischen den LPs: Solche Songs schüttelt man sich nicht alle paar Wochen aus dem Ärmel.
„High Noon“ ist ein klasse Mix aus Ennio Morricone und „A Taste Of Honey“ von den Beatles. Überhaupt beschleicht mich bei Kula Shaker immer die Ahnung, dass die Fab Four heute so klingen könnten, wären sie immer noch zusammen. Auch auf „K 2.0“ hört sich Crispian Mills ein paar Mal recht deutlich an wie John Lennon, was ja nicht die schlechteste Referenz ist.
„Hari Bol“ wäre der perfekte Hare-Krishna-Werbesong für die bekannte Süßwaren-Marke. „Get Right, Get Ready“ ist eine Art aktualisierte Version von „Hey Dude“ und der letzte Titel „Mountain Lifter“ führt den Hörer wieder dahin zurück, wo „Infinite Sun“ begonnen hatte.
Auch wenn einige Kritiker bei „K 2.0“ mehr Sound als Songs hören, sehe ich das genau anders herum! Klar sind die Sounds auch wichtig, aber die Songs machen hier einfach den Unterschied! Und wer traut sich heute noch, statt eines Gitarren- ein Sitar-Solo aufzunehmen? So was bringen nur Kula Shaker! „K 2.0“ ist für mich mit Sicherheit ein Anwärter auf den Titel „Platte des Jahres“ und ein weiteres Meisterwerk in ihrer bislang makellosen Reihe von Alben! Kula Shaker sind nach wie vor eine der besten Bands, die England derzeit zu bieten hat und ihr solltet unbedingt die Konzerttermine Ende des Jahres vormerken (demnächst mehr dazu an dieser Stelle!) Und wenn die Welt auch nur einen Funken Geschmack und Verstand hätte, müsste „K 2.0“ in zig Ländern an der Spitze der Charts stehen.
„K 2.0“ und noch mehr Musik von KULA SHAKER findest ihr hier: Kula Shaker